Was macht eine Figur zu einem überzeugenden Bösewicht?

Was macht eine Figur zu einem überzeugenden Bösewicht?
Verbreite die Liebe

Ich genieße den Charakter von Marc Remillard aus Julian Mays „Saga of the Pliocene Exile“, weil er so überwältigend selbstgefällig ist und dennoch sympathisch und nachvollziehbar wirkt — er kann freundlich mit den Protagonisten der Geschichte umgehen, und trotzdem am Ende erscheinen, nachdem er sie mit seinen psionischen Kräften niedergeschlagen hat, und sagen: „Wie du siehst, habe ich gewonnen. Wir wussten, dass ich es tun würde.“ Das ist ein bisschen wie bei Lilith in Diablo 4 — klar, sie musste aufgehalten werden, aber ich konnte ihre Beweggründe nachvollziehen.

Währenddessen habe ich Gul’dan nicht wegen irgendwelcher nachvollziehbaren menschlichen Eigenschaften gemocht, sondern ganz und gar, weil er pure böse Gier nach Macht verkörpert, und er macht die gesamte Warcraft-Kontinuität erst möglich — ohne Gul’dans völlig rücksichtslosen Drang nach Macht und Selbstverherrlichung gäbe es nicht die Hälfte von dem, was Warcraft so unterhaltsam macht. Man sieht ein ganzes Volk, das sich durch die Lügen eines Mannes beeinflussen lässt, der genau weiß, dass sein Handeln zu ihrem Untergang führen wird und dem das völlig egal ist — jemand, der jede Horde von Orks gerne in einen gärenden Pool aus Dämonenblut stürzen würde und sie alle zu einem riesigen Schlachtmonster verschmelzen würde, nur um auch nur eine weitere Sekunde seiner eigenen verdorbenen Existenz zu genießen.

Manchmal möchte ich, dass ein Bösewicht nachvollziehbar ist, und manchmal möchte ich einfach nur seine Eingeweide verachten.

Aber wie steht es mit euch? Liebt ihr Arthas Menethil wegen seiner bösen Taten als Lichkönig, wegen seiner Kämpfe als junger Prinz, der sein Königreich retten wollte und sich dabei auf einen Nathrezim eingelassen hat, oder wegen seiner ständigen inneren Konflikte? Hat euch Deathwing als riesiger Kaiju gefallen, oder hättet ihr euch gewünscht, dass er als schmieriger Politiker aus dem Roman „Day of the Dragon“ zurückgekehrt wäre? Was macht einen Bösewicht aus, den ihr gerne sehen würdet?

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Was macht einen Bösewicht wirklich überzeugend? Hier sind ein paar Dinge, die einen Schurken besonders spannend machen:

  1. Tiefe und Komplexität: Ein guter Bösewicht hat oft eine interessante Hintergrundgeschichte und echte Gründe für sein Handeln. Er ist nicht einfach nur böse aus Spaß, sondern hat eine nachvollziehbare Motivation. Denke an Darth Vader in „Star Wars“ – seine Geschichte und Beweggründe machen ihn vielschichtig.
  2. Glaubwürdige Motive: Der Bösewicht sollte klare Ziele haben, auch wenn sie moralisch fragwürdig sind. Diese Ziele müssen verständlich sein, selbst wenn man sie nicht gutheißt. Zum Beispiel will Thanos in „Avengers: Infinity War“ das Universum „balancieren“ – auch wenn seine Methode fragwürdig ist.
  3. Charisma und Präsenz: Ein wirklich überzeugender Bösewicht hat eine starke Ausstrahlung und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Er hat ein Charisma, das andere dazu bringt, ihn zu respektieren oder zu fürchten. Denke an Loki aus dem Marvel-Universum – er hat einfach eine fesselnde Präsenz.
  4. Moralische Grauzonen: Bösewichte sind oft interessanter, wenn sie moralisch zwiegespalten sind. Sie müssen nicht immer nur böse sein – manchmal sind ihre Motive oder Handlungen nicht so klar schwarz-weiß. Figuren wie Loki zeigen, dass Schurken auch sympathisch oder nachvollziehbar sein können.
  5. Gegensätze zum Helden: Ein Bösewicht sollte deutlich vom Helden abweichen, um den Konflikt spannend zu machen. Der Unterschied zwischen ihnen verstärkt den Kampf und macht die Geschichte interessanter. Ein guter Bösewicht ist oft das perfekte Gegenstück zum Protagonisten.
  6. Markante Merkmale: Ein Bösewicht bleibt in Erinnerung durch bestimmte Eigenschaften oder Merkmale. Sei es ein auffälliges Aussehen, besondere Fähigkeiten oder ein einzigartiges Verhalten. Hannibal Lecter oder Voldemort sind hier gute Beispiele – sie haben etwas, das sie unvergesslich macht.
  7. Entwicklung und Veränderung: Ein Bösewicht, der sich im Laufe der Geschichte verändert oder weiterentwickelt, wird oft interessanter. Diese Entwicklung kann seine Komplexität erhöhen und den Leser oder Zuschauer mehr fesseln.
  8. Auswirkungen ihrer Taten: Die Handlungen des Bösewichts sollten echte Konsequenzen haben, die die Welt der Geschichte beeinflussen. Ein Bösewicht, dessen Taten große Auswirkungen haben, wird oft als bedrohlicher und bedeutungsvoller wahrgenommen.
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Kurz gesagt, ein guter Bösewicht ist mehr als nur ein Antagonist – er ist ein gut durchdachter Charakter, der die Geschichte vorantreibt und das Publikum emotional mitreißt.

Thomas Müller